Wann hast du das letzte Mal etwas verrücktes gemacht, etwas das deine Seele auf ursprüngliche, wilde Art wirklich nährt? Wie schaffst du es, aus dem Frust herauszukommen, wenn er da ist? Bei mir ist es beispielsweise der dringende Ruf nach einem Feuer im Garten bei Mondlicht, auch wenn ich müde bin vom Tag, gar keine Lust mehr auf irgendetwas habe. Und wenn ich dann auf diesen Ruf in mir höre, der laut sagt, dass ich nicht zu Vollmond vorm Fernseher hocken soll, fühle ich mich genährt. Und denke mir, dass das so natürlich ist und eigentlich sehr viel mehr Sinn machen würde in meinen Augen, gemeinsam am Feuer zu sitzen, zu singen, zu tanzen, uns Geschichten zu erzählen, statt dass jede von uns alleine vor der Glotze mit Bier oder Wein sitzt und sich von einer Technikkiste Geschichten zeigen und erzählen lässt.
Manchmal, wenn ich traurig bin, mich einsam oder verloren fühle, oder der Kontostand mal wieder besonders deprimierend ist, schaue ich mir an, was ich so alles habe. Eine ganze Menge, wie ich dann meistens feststelle. Ich darf mich reich fühlen, weil ich so vieles erleben darf. Für mich ist meine Essenz das Draußen-Sein, mit den Elementen-Sein, spüren, mich mit der Natur verbinden. Kostet nichts, ist unsere Lebensgrundlage (die wir nur leider Großteils zerstören) und gibt mit unglaublich Kraft und Heilung. An einem besonders schwierigen Tag machte ich mir deshalb eine Liste, was ich seit letztem Jahr so alles erleben durfte an „Wildfrauen-Momenten“:
Unter den Sternen geschlafen
Unter den Sternen getanzt
Nackt am Lagerfeuer gewesen
Draußen gegessen
Feuer entzündet und gehütet
Bäume umarmt
Auf Bäume geklettert
Draußen Sex gehabt
Barfuß am Eis tanzen
Nackt gebadet
Die Milchstraße gesehen
Sternschnuppen gesehen
Eine Pusteblume gepustet
Unter Glühwürmchen geschlafen
Gras gestreichelt
In eine Höhle gekrochen
Moos gekuschelt
Barfuß gelaufen, barfuß gehüpft und getanzt
ein Nickerchen im Wald gemacht
Im Winter die Füße in den Bach stellen
Auf der Erde gewälzt
Uns durch den Wald gejagt
In Pfützen gehüpft
Mich mit Erde bemalt
Im Fluss gebadet
Vögeln gelauscht
Ziellos herumgestromert
In der Wiese gesessen und geschaut
Am See/Fluss/Meer gesessen und geschaut
Im Schlamm gespielt
Mich mit Sand berieselt
Warme Steine am Bauch gehabt
Mich mit Zweigen, Ästen, Blättern, Kräutern und Gras abgerieben
Durch den Wald gerannt so schnell wie möglich im Weitwinkelblick
Mich angeschlichen
Tiere beobachtet
Spuren verfolgt
Aus Quellen getrunken
Vom Tau gekostet
Mein Gesicht mit Tau gewaschen
Den Sonnenaufgang begrüßt
Die Sonne verabschiedet und auch die Mondin
Die ersten Sterne erwachen gesehen
Kräuter gekostet
Eiskalt gebadet
Mondin beobachtet in verschiedenen Mondphasen
Pflanzen zu jeder Jahreszeit und in jeder Form erkannt
Sich orientiert und auch mal verlaufen haben
Die Hände langsam aufs Wasser gelegt
In der Natur gespielt
Gerochen an Erde, Bäumen, Blumen…
Wind auf nackter Haut und im Haar gespürt
Mich mit Laub bedeckt
Schneeflocken und Regen im Gesicht gespürt
Im Regen getanzt
Gewitter draußen erlebt
Mich mit den Elementen gesegnet
Ordentlich durchnässt worden vom Regen
Im Herbstlaub geraschelt
Herbstfarben und alle Grüntöne im Frühling bewundert
Vogelstimmen erkannt
Sonne gespürt
Über dem Feuer gekocht und gegessen
Neues entdeckt
Walderdbeeren und Heidelbeeren genascht
Meinen Sitzplatz zu verschiedenen Jahreszeiten erlebt
Maiglöckchenduft gerochen und im Labkrautduft gebadet
Durch einen Fluss gewatet
Mich in einer Höhle versteckt
Nachts auf einem zugefrorenen See spaziert, getanzt, eislaufen, die Sonne begrüßen am Eis
Mich nackt im Mondlicht baden
Im mondbeschienenen Wasser gebadet
In die Wolken geschaut
Da gäbe es sicher noch mehr, aber das war mir eingefallen und nach dem Lesen geht es mir immer besser. Wow! So eine Fülle an Eindrücken, die eigentlich so natürlich, einfach und selbstverständlich sind. Aber in der Arbeitswelt oft untergehen. Solche kleinen Momente baue ich beispielsweise beim Morgenkaffee ein, am Weg in und von der Arbeit, mit den Kindern, an freien Tagen, bei Spaziergängen und auf Reisen. Je bewusster solche Momente gestaltet werden, umso tiefer sind die Eindrücke, die Verbindung zu spüren mit der Natur. Das ermöglicht immer wieder ein zur Ruhe kommen, raus aus Gedankenschleifen und rein ins Jetzt, ins Spüren und sich als Teil von etwas Größerem sehen können.
Für mich liegt hier auch die Basis all unserer Probleme auf unserem Planeten. Es geht nicht nur um die Menge an CO2 in der Atmosphäre, es liegt viel tiefer – in dem, wie wir miteinander und mit der Natur umgehen. Als etwas, das weniger wert ist als wir, das getrennt ist von uns und das mit jedem Augenblick mehr zerstört wird. Wenn wir die Erde und all ihre Bewohner als das Lebendige ansehen und fühlen, was sie ist, würden wir dann nicht aufhören sie zu zerstören? (gute Essays und Bücher zu dem Thema finde ich schreibt Charles Eisenstein). Wir haben nur diesen einen wundervollen Planeten und was machen wir damit?
Ein Weg zurück zur Verbindung (die ja immer da ist, die Trennung ist nur eine Illusion) ist für mich das Naturmentoring, in dem ich wieder in natürliche Kreisläufe und Zyklen eintauche, sie bewusst wahrnehme und mir immer wieder solche Momente herhole und mir schaffe.
Erlebst du solche Momente im Alltag oder suchts du gezielt in deiner Freizeit danach? Das tolle ist, dass du nichts dafür brauchst, keine teure Outdoor-Bekleidung oder Ausrüstung. Schnapp dir einfach dein Rad oder geh zu Fuß, nimm die nächste Bahn oder den Bus hinaus und schon kann`s losgehen!
Wenn du magst, komm doch mal mit uns vom Spielraum Natur auf Wildfrauenzeit in unserem Kurs Naturmentoring für Frauen ab Anfang März, wo wir immer wieder kleine Übungen einbauen, in denen es genau darum geht – sich mit dir und der Natur verbinden. Kostbar! Anmeldeschluss ist der 24. Februar!