Was für ein Jahr!
Gerade schaue ich meine Fotos des letzten Jahres durch und erinnere mich an schöne Momente – vor allem in der Natur – irgendwie fotografiere ich kaum etwas anderes, ab und an mal Häuser, eine Stadt, Menschen… Wie immer war ich viel draußen, trotz Home-Schooling, Arbeitslosigkeit, Distance Learning & Teaching sowie Home-Office bin ich mit dem Fahrrad auch heuer über 3000km weit gekommen, das hätte ich nicht gedacht! Ich durfte auch ein paar Reisen unternehmen – immerhin war mein Raunachtswunsch, den ich selber bearbeiten würde, letztes Jahr Wildfrauenreisen – im Februar war ich vor dem ganzen Wahnsinn zum Glück noch in Italien und Slowenien unterwegs, dann erst wieder im Juli, wo ich mit dem Rad über die Alpen nach Kärnten fuhr (der Blogbeitrag hier) und August dann im Mühlviertel sowie im Oktober 2 Tage auf meiner geliebten Almhütte. Schweden oder England (wie ich eigentlich geplant hatte) war heuer leider nicht drin, Reisewarnungen und 2 Tage Maskengedöns, wenn ich Zug fahren wollte, da hatte ich wirklich keine Lust drauf, auch wenn ich oben ja fast nur draußen in der Natur gewesen wäre… aber bis man mal da oben ist…

Dafür entdeckte ich bei uns in der Gegend ein paar echt tolle Plätze, inklusive Halbhöhlen und verwunschenen Wasserfällen, die nur sehr abenteuerlich zu erreichen sind. Bei uns konnte sich die Natur durch den Lockdown leider nicht erholen – überall tauchten plötzlich Taschentücher im Wald auf an Stellen, wo bisher niemand unterwegs war (ok, außer mir… sogar an meinem Morgenkaffeeteich, igitt, Leute, echt!!!). An vielen Stellen tauchten Mountainbikespuren auf, tiefe Rillen in schönen Gegenden nun verunstaltet, Moos und Erde aufgewühlt, Verbotsschilder und aufgetürmte Hindernisse wurden missachtet. Es wurde immer schwerer, ruhige, müllfreie Plätze zu finden, echt unglaublich! Dazu kam der Schock, dass an Lieblingsplätzen auch Bäume gefällt wurden, auch mein geliebter Morgenkaffeeteichplatz war nun nicht mehr geschützt, sondern total einsichtig, ich habe so geheult… An sich finde ich es ja gut, dass Menschen in der Natur unterwegs sein, das ist erholsam, klar, aber es gibt auch gewisse Regeln, die echt jeder beachten sollte…

Ab Mitte März war ich leider immer wieder in Panik – ich war oft so angespannt, dass die kleinste Kleinigkeit mich aus der Fassung brachte… Sei es nun der 1. Lockdown, die Maskenpflicht (ich war bei 3 Psychologen bis ich drauf kam, warum mir das Panik machte – als Kind im Kindergarten wurde mir beim Mittagsschlaf ein Tuch über das komplette Gesicht gelegt, wenn ich keine Ruhe gab!!! Jedesmal, wenn ich nun so ein Ding aufsetzen musste, fiel ich in Schockstarre so ala Halt ja den Mund, ich musste mich ans Atmen erinnern… unglaublich, was so ein Stofffetzen auslösen kann… mittlerweile geht’s, aber länger damit oder arbeiten bekomm ich nicht hin…), die Arbeitslosigkeit, dämliche Jobvermittlungen vom AMS (die glauben doch nicht ernsthaft dass ich mich bei Fastfashionketten bewerbe???), das Wissen, dass wir spätestens 2022 aus der Wohnung raus müssen, der 2. Lockdown, Vorstellungsgespräche, das Gefühl, nichts auf die Reihe zu bekommen, Geldprobleme, Home-Schooling (ganz ehrlich? Ich hasse es…), das Gefühl wohl nie einen tollen Job zu finden, das Gefühl nie wieder nach Schweden zu können (es tat direkt körperlich weh diese Sehnsucht…), die Erkenntnis, dass ich mir legal keinen Abenteuer-Wildfrauen-Urlaub in Österreich ermöglichen kann bzw. mir mit Unterkunft einfach nicht leisten kann bzw. es mir zum Wandern bei uns im Sommer viel zu heiß ist, an sich viel zu wenig Zeit für mich oder für Erholung, gesundheitliche Probleme, ungute Diagnosen inkl. OP und diverse andere Dinge, der 3. Lockdown, bald ist wieder der Job aus und dann? …

An sich gab es 2020 zum Glück auch ganz viele tolle Momente – die Frage, ob ich eine Vorlesung an der Uni Klagenfurt halten möchte (JAAAA!!! Und es macht super viel Spaß!!! ist nur leider alles andere als gut bezahlt), die schon erwähnten Wildfrauenmomente, immerhin war ich zweimal Kanu fahren heuer (frage mich nur, warum ich nicht öfter damit unterwegs war…hm), war zum ersten Mal in meinem Leben so richtig klettern im Fels mit Seil und so, Feuer im Garten, war auf mehreren Demos (obwohl es ja traurig ist, dass man immer noch demonstrieren muss und sich viel zu wenig ändert beim Thema Klimaschutz…), beschäftigte mich wieder mehr mit Pflanzenbestimmung, die schon erwähnte Radtour, baden in diversen Seen und Flüssen, mich im Uni-Garten engagieren, ein bezahltes Uni-Projekt zu bekommen und als Highlight in einem Tipi übernachten zu dürfen. Ein paar wenige Treffen und Feste gab es ja immerhin, das meiste war natürlich online, da bin ich sehr froh, dass es da tolle Angebote gibt mittlerweile, auch wenn es kein Vergleich ist zu einem Treffen in echt und das geht mir tierisch ab, auch meine Familie habe ich super selten gesehen, die Grenzen waren ja immer mal nicht so einfach zu passieren und auch Weihnachten war per Skype…

Was mir wie immer geholfen hat, war Zeit in der Natur – da kann ich einfach so sein, wie ich halt gerade bin, traurig, wütend, freudig, einsam, genervt, leer, lustig, was auch immer… Radln ist für mich Reflexionszeit, die ich mir mittlerweile bewusster nehmen muss, da sie nicht mehr Teil des Alltags ist im Sinne von Fahrt zur Arbeit/Uni. Da kann ich einfach am besten nachdenken und auch konstruktiver denken, daheim verfalle ich eher in Grübeln und in diverse nicht so gute Gedankenspiralen…

Mittlerweile befinden wir uns schon nach dem Ende der Raunächte (ich schreibe an diesem Artikel nun schon seit Ende November…)(und mittlerweile ist schon Mitte Jänner, die Zeit rast…) und ich kam sogar ein wenig „herunter“, hatte das Gefühl einer Verschnaufpause, auch wenn mich das Erdbeben, das sehr deutlich in unserem Haus zu spüren war, echt durchgeschüttelt hat. Wir haben so viel Schnee wie schon lange nicht mehr und Rodeln mit den Kindern macht mir gerade viel Spaß.

Schöne und magische Momente 2020
Hier zähle ich einfach ein paar wundervolle Momente auf, die mir gerade so kommen:
Der Sternenhimmel im Mühlviertel – unvergesslich! Selten habe ich die Milchstraße dermaßen klar gesehen, dazu die Planeten, es war unbeschreiblich, ich lag einfach da und versank in diesem Anblick. Dieses Funkeln, Leuchten, Glitzern, die Weite, die scheinbare Unendlichkeit. Das Gefühl der Verbundenheit und Eingebettet-Sein ins Große Ganze. Staunend kuschelte ich mich in meinen Schlafsack und genoss es einfach nur.

Meine halbe Nacht im Wald. Es war gemütlich gewesen und sehr schön mit blinkenden Sternen, kuscheligem Schlafsack und einer nahen Begegnung mit einem Schwarzspecht. Ich war schon fast eingeschlafen, aber irgendwie unruhig, als ich es blitzen sah – bei absolut klarem Sternenhimmel, zumindest was ich von der Waldlichtung aus sehen konnte. Meine Intuition sagte mir, weg hier, auch wenn das hieß, mitten in der Nacht um 2 alles zusammenzupacken und durch den Wald zu stapfen. Als ich nach 30 schweißtreibenden Minuten unten war, sah ich im Westen die Gewitterfront heranziehen, rasend schnell. Kaum war ich daheim und geduscht, ging es los und ich war sooooo froh, auf meine Intuition gehört zu haben, ich wäre ordentlich nass geworden und mit Gewittern ist absolut nicht zu spaßen!

Am Feuer im Tipi sitzen, danke für diese Möglichkeit liebe Karin (Naturspirit)! Es war bezaubernd! Draußen Sterne oder Gewitter, drinnen gemütlich warm und wohlig. Die tollen Felsen im Mühlviertel sind auch schön, unter manchen fand ich Schutz vor Regen, bei manchen angenehme Kühlung, je nachdem.

Eine Kanufahrt mit einer lieben Freundin bei Sonnenuntergang, wir sahen einen Eisvogel und ein Schwan zeigte uns den Weg durch das Schilf, es war nun dunkel und wir tanzten zur Musik eines Fischers, es war echt lustig!

Meinem Sohn beigebracht zu haben, Kaffee kochen zu können, manchmal hat er ihn mir sogar ans Bett gebracht (er ist Frühaufsteher, ich nicht…), das war echt süß!
Der Mondaufgang auf der Alm, am Feuer den Ahninnen gedenken, ganz still in mir werden, die Sonne über dem Nebel genießen, die Stille des Waldes.

Auf einer Wildfrauenzeit mit lieber Freundin einen wunderschönen Wasserfall entdecken und drauf kommen, dass ich bei meinem Kocher zwar einen Löffel und auch ein Feuerzeug dabei hatte, aber keinen Spiritus. Hm. Wie gut, dass Alexandra vom Spielraum Natur so gut Feuer machen kann – kurzerhand errichteten wir am Fluss eine Feuerstelle und kochten so unser Essen! Danach räumten wir auf, so dass wir keine Spuren hinterließen. Und apropos Feuer: zu meinem Geburtstagswildfrauentag schaffte ich es das erste Mal, mit einem Feuerstahl Feuer zu machen! Hejya!

Neues, was mir gefällt und ich mir vorstellen könnte, beizubehalten
Die neuen Orte, die ich hier in der Gegend entdeckt habe, werde ich denke ich mal auch weiterhin besuchen, einfach weil sie so schön sind.
Im Frühling habe ich ganz viel mit Leuten telefoniert, mit denen ich lange keinen Kontakt mehr hatte, es war schön wieder mehr von ihnen zu hören!
Eine Radtour bzw. Urlaub in Österreich.

Tanzen in der Natur mit Freundinnen und Bekannten, zu Vollmond des Nachts oder am Abend, an einem schönen See oder einfach im nächsten Wald.
Arbeiten an der Uni gefällt mir an sich, auch das Unterrichten dort, das könnte ich mir durchaus weiterhin vorstellen (aber bitte mit Präsenz und netten Kolleg*innengesprächen in echt, danke!)
Weihnachten mit einem Teil der Familie draußen am Feuer verbringen mit Punsch und Geschenken und Baum, davor zu Sonnwend ein Ritual im Garten mit Mann und Kindern. Silvester am Lagerfeuer, ruhig und eher besonnen.

Manche Sachen habe ich ganz motiviert angefangen, sie aber auf Dauer nicht beibehalten, weil ich keine Motivation oder Geduld mehr hatte, dazu zählen neue, vegane Rezepte auszuprobieren und mehr selber zu machen wie Hafer- oder Reismilch, Verpackungen zu sparen wo es geht. Nach fast einem Jahr Dauerkochen für die Familie bin ich einfach nur froh, wenn was auf dem Tisch steht ehrlich gesagt, das einigermaßen allen schmeckt.

Visionen
Was mir immer wieder gut geholfen hat und immer noch sehr hilft, weiterzumachen und nicht aufzugeben, sind Visionen. Ab April beschäftigte ich mich beim 100TageProjekt mit neuen Visionen (hier der Blogeintrag dazu). Das Uniprojekt beschäftigt sich in gewisser Weise damit und ab November nahm ich regelmäßig am online Visionskreis von Claudia Ernstbrunner teil – jede und jeder von euch ist eingeladen daran teilzunehmen. Auch Veronika Lamprecht hat eine wunderbare Vision: die Earthsisters and brothers). Ich vernetze mich mit anderen, die auch von einer besseren Welt visionieren, sich auf das Schöne konzentrieren, das möglich ist. Das tut echt gut, lenkt den Blick wieder auf das Positive, es relativiert so manche Kleinigkeit, über die man sich sonst aufregen würde. Die aktuellen Visionen von unserem Kreis teile ich immer mal auf Insta @wildfrauenkraft, ich zeichne und male und manchmal setze ich das Gesehene auch gleich um, warum warten damit, bis alles besser wird, denn wir sind schließlich die Schöpfer*innen dieser wunderbaren neuen Erde! Somit habe ich auch ein Visionboard am Schreibtisch, das mich immer wieder daran erinnert, dass wir nicht alleine und immer verbunden sind!
Bücher des Jahres
Am Ende des Jahres greife ich gerne intuitiv die Bücher aus dem Regal, die mich auf irgendeine Weise besonders inspiriert oder berührt haben – 2020 waren es die Romane von Dagmar Hansen, eines von Debbie Johnson (habe ich wie so manch anderes aus dem Büchertauschschrank vor der Uni), Utopia 2048 finde ich eine sehr spannende Vorstellung, wie es da so aussehen könnte mit Permakultur und bedingungslosem Grundeinkommen (das könnte ich gerade sehr gut gebrauchen, wieviel weniger Stress das wäre…), „Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“ von Tessa Randau ist echt eine nette Erinnerung an das, was wirklich wichtig ist im Leben. Mein neuestes und bisher tollstes Zyklusbuch ist das von Josianne Hosner von Quittenduft, es entspricht mir sehr und ist direkt aus dem zyklischen Leben gegriffen und endlich praxisnah ohne dass frau sich mies fühlen muss, weil sie sich in einer bestimmten Phase eben nicht so fühlt, wie es denn „sein sollte“ (für nicht-Schweizerinnen gibt es das Buch bei Stefanie Wagner). Run Wild Woman von Miriam Wagenblast ist eine feine Einstimmung und Erinnerung und wunderschönes Lesebuch, wenn dir mal nach Wildfrauenstimmung ist, den Titel wollte ich schon so manches mal direkt umsetzen und einfach nur weg hier 😉 Eine ganzheitliche Sicht auf das Thema Klima bietet Charles Eisenstein mit seiner Story of Interbeing, die mich immer wieder berührt. Und wer Ideen braucht für eine bessere Gesellschaft – wie wir sie „nach Corona“ (was immer das heißt..) aufbauen können (wir könnten auch genau jetzt damit anfangen… auf was warten???) kann ein paar davon bei Hans Holzinger finden (die Post-Corona-Gesellschaft). Mein neuer Zykluskalender ist von Carola von Sound of Sisterhood, er vereint Kalender, Zyklustracker und Projektplaner in einem, finde ihn bisher sehr praktisch!

Lieblingskünstlerinnen des Jahres
Was wäre das Leben ohne die schönen Künste? Gerade in diesen Zeiten finde ich es wichtig, Künstlerinnen zu unterstützen, heuer habe ich ein paar echt wunderbare entdeckt (meist auf Insta…), die ich euch kurz zeigen mag: links oben ist von Ilka (Art from Ilkas Heart, sie macht unglaublich schöne Prints und Linoldrucke, ich durfte auch etwas gewinnen juhu), links unten ist von Yvonne Wagner (ich liebe ihre Postkarten, gibt auch viele tolle mit Sternen ;-), in der Mitte die Yoni aus Porzellan ist von Alice Grey (SelkieArts), sie hat immer wieder so wunderbare Yonis, unglaublich…Mittlerweile gibt es auch mehrere Yoni-Malbücher, das hier ist von Natacha Jill Colin (Tachadesign, gibts auch als Ebook zum Selberausdrucken).

Das war also ein Bericht vom letzten Jahr, mal sehen, was das neue Jahr so bringt (derweil ist ja alles eher möp…), aber das Visionieren geht weiter und auch das Umsetzen davon. Ich bin erst mal froh, dass ich es geschafft habe, mal wieder einen Blogbeitrag zu schreiben, wuhu! Hoffe ihr findet auch ein paar tolle Erinnerungen an letztes Jahr und euch allen ein wunderbares 2021!