Experiment Autofasten – der 1. Monat

Seit Ende September bin ich nicht mehr selbst Auto gefahren, unser Auto ist abgemeldet – aus Kostengründen, aber auch um zu sehen, wie wir ohne klar kommen, denn: steht ein Auto vor der Tür, benutzt du es und fährst mal eben zum Einkaufen, die Kinder holen, zur Post, auch wenn du mit dem Rad fahren könntest.

An sich brauche ich das Auto nur privat – alles Berufliche fahre ich schon mit dem Rad, zur Arbeit und zum Praktikum (da komme ich in manchen Wochen schon mal auf die 100km), die FilzGöttinnen werden ja verschickt (da habe ich das Auto bisher für Fahrten zu Post und Versand genutzt – unnötigerweise). Die Kinder können alleine zu Fuß zur Schule gehen oder wir bringen sie mit dem Fahrrad. Der Mann kann zu Fuß in die Arbeit gehen. Und doch hat unser Auto mittlerweile 300.000km auf dem Buckel (wir sind nicht alles davon gefahren, aber trotzdem).

Wir haben also beschlossen, es einfach mal ohne unseres zu versuchen – bei mindestens 3 Monate Zurücklegen der Kennzeichen zahlen wir keine Versicherung oder Steuer mehr, wenn wir es vorher wieder anmelden, müssten wir nachzahlen. Bis 1.1.2018 mindestens ohne Auto. Die Reaktionen reichen von Verständnis mit Benennen der eigenen Kosten für Benzin und Reparaturen bis hin zu für völlig verrückt erklärt werden (nun gut, das bin ich gewohnt…).

Meine Erfahrung bisher: ich bin motiviert für das Experiment und war freudig am Ausprobieren, wieviel so in den Radanhänger passt (zur Entsorgung wie Glascontainer und Kartons kein Problem) und in die Radtaschen (Wochenendeinkauf – kein Problem). Da ich alles schon hatte, waren für das Experiment eigentlich keine weiteren Kosten nötig (nur eine gute Luftpumpe ;-), notwendig sind auf jeden Fall gute Beleuchtung am Rad, Ersatzteile, mittlerweile gibt es zum Glück auch spezielle Reifen, die nicht so leicht kaputt gehen sollen (derweil halten sie schon fast ein Jahr ohne Dornen und Glasscherben). Auch regenfeste Kleidung und Gummistiefel sind wichtig, sonst wird es wirklich ungemütlich. Ich fahre meist eher gemütlich, damit ich nicht ins Schwitzen komme, in der Arbeit ziehe ich mich dann eh um in was „schickeres“.

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Ich fand heraus, wo ich nicht eh überall mit dem Rad vorbei fahre (an eigentlich allem, was ich so brauche) und ich entsprechend planen kann, sei es nun Bargeld holen oder Pakete abliefern, wenn ich mich gut bespreche. Seither lassen wir uns die meisten Lebensmittel liefern, mittlerweile gibt es ja genug Anbieter, sei es Bio-Gemüse-Kiste oder Onlineshops großer Ketten (sehr praktisch, wenn frau zb im Krankenstand ist…).

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich ruhiger geworden bin, langsamer. Ich gebe es zu – ich fahre gern schnell Auto 😉 mit dem Rad kann ich auch schnell fahren, aber es kostet mehr körperliche Kraft und umwelttechnisch brauchen wir ja nicht reden! Keine Staus, keine Baustellen, kein Berufsverkehr – und wenn, dann fahre ich winkend daran vorbei, kenne meine Ausweichrouten und Schleichwege, wo ich die wenigsten Ampeln habe. Als Radfahrerin kann ich oft gegen die Einbahn fahren, gerade in der Innenstadt ist es mit dem Rad genauso schnell wie mit dem Auto und von unserem Dorf aus ist man sogar schneller als der Bus am Bahnhof, da dieser in allen anderen Käffern vorher herumgurkt.

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Für mich war es neulich dann total der Stress, als wir das Auto einer Freundin ausliehen, um mit den Kindern und Trommeln wohin zu kommen, der Stau und der Berufsverkehr haben mich echt fertig gemacht. Und das hab ich mir freiwillig gegeben? Dann doch lieber länger brauchen und schöne Landschaft genießen, frischen Fahrtwind in der Au, sich lebendig fühlen wenn es regnet und einem die Blätter ins Gesicht wehen 😉

Ganz ohne Auto ist halt natürlich auch mal blöd – diese Woche war ich z.B. krank und mein Homöopath ist in der Stadt. Krank wollte ich nun echt nicht radln (ca. 40min) und Bus ist dann auch eine Tortur. Zum Glück konnte mich eine Freundin und Nachbarin zum Arzt fahren, wofür ich sehr dankbar war! Auch fahre ich heute auf die Alm mit viel Gepäck, Beamer und Trommel und alles, was ich frau so eben mal für ein FrauenKraftWochenende braucht… Ohne Auto schwer vorstellbar, mit dem Rad zu weit und zu viel bergauf (nun gut, es würde theoretisch gehen…). Ich denke mal, Carsharing wäre an sich das Ideale… Dankenswerterweise nimmt mich eine Freundin mit hinauf. Also bin ich an sich am Autofasten, bin aber auch abhängig von anderen, die ein Auto haben…. hm…. Ich denke mal Carsharing wäre eine gute Lösung. Was meint ihr?

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Da wo es mir schon bisweilen abgeht, ist die WildfrauenZeit, da ich ab und an zu weiter weg gelegenen Seen und Bergen gefahren bin. Ich denke, wenn ich wirklich wollte, würde ich hinradln, auch wenn es Stunden braucht, aber manchmal habe ich dann halt keine Lust drauf, wenn ich eh schon 100km gefahren bin, in meiner Freizeit wieder aufs Rad zu steigen, aber das fällt eindeutig unter Luxusproblem, nicht wahr? Nun habe ich einfach selektiert, was ist mir wirklich wichtig, wo möchte ich wirklich unbedingt hin? Und: ich habe meine Umgebung schon ein wenig besser kennengelernt, denn es ist ja nicht so, dass es keine Seen und Berge in Fußgeh-Weite gibt. Ich hab ja das Glück, einfach losgehen und auf den nächsten Berg gehen zu können (auch wenn es nicht die Saualpe oder der Mittagskogel ist). Mit den Kindern bin ich nun statt Spielplatz weiter weg hier in der Gegend mit dem Rad herum gefahren, wir haben ein Wald-Wohnzimmer und viele neue Gassen hier im Dorf entdeckt!

 

 

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