Feierabend in der Hängematte oder die Göttin der Aufrichtigkeit

Es ist heiß. In meinem Werkstatt-Zimmer brennt die Sonne herein, ein Arbeiten bei geschlossener Jalousie ist unbrauchbar, wenn frau die Farben des Filzes nicht mehr wirklich erkennt. Also – nichts wie raus in die Natur! Eh gut zum Ideensammeln…
Auf den Feldern ist es auch heiß, aber am Rad spüre ich den herrlichen Fahrtwind und sobald man in den Wald eintaucht, wird es nochmal angenehmer. Da sprudeln Quellen aus dem Berg, flüstern Blätter im lauen Wind.

 


Manchmal mache ich mich selbst klein, da rede und schreibe ich Blödsinn (zumindest denke ich das), das Gedankenkarusell dreht sich Richtung Abgrund. Ich kann dann nicht aufhören, irgendwas vor mich hin zu denken, unaufhörlich ist das. Ich sollte doch dies oder das, müsste doch jenes… Das und das habe ich auch nicht gemacht, erledigt und geschafft. Mache mich selbst abhängig von der Laune meiner Gedanken und auch gerne von anderer Leute Launen. Merke, dass mein Rücken ganz krumm ist und ich alles andere als gerade gehe und sitze.

Mit diesen Gedanken und einem irgendwie komischen Gefühl in mir bin ich heute also in den Wald. Allein schon ein Ortswechsel bzw. draußen sein unterbricht ja schon mal so ein Gedankenkarusell. Mehr im Jetzt sein, wahrnehmen, was um mich herum ist und nicht nur, was in meinem Kopf los ist.

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Das Radl schließe ich an einen Baum, zu Fuß geht es den Berg hinauf, in eine kleine Schlucht hinein, wo es herrlich kühl ist. Der Boden ist rutschig vom Buchenlaub. Irgendwo finde ich einen passenden Stock, der mich unterstützt, als ich hinunterklettere und dem Bachlauf nach oben folge. Im Wasser ist es wundervoll!

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Tolle Felsformationen gibt es hier, jede Menge Gelsen und Steine und Moos. Von oben leuchten die Buchen und manchmal die Sonne herein. Unter Felsen kann man sich verstecken, an manchen Ecken ist es auch ein wenig unheimlich, weil es eng ist und ich nicht weit sehen kann.

 


Irgendwann liegen Äste kreuz und quer und der Wald ringsum nicht mehr schön, also drehe ich um und gehe zurück, genieße die andere Sichtweise und entdecke noch viele Schönheiten am Ufer. Mit dem Stab gehe ich irgendwie aufrechter. Stelle mich ins Wasser und stehe einfach nur da, lasse es über meine Füße fließen und schaue mich um.

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Ich denke mir, wenn ich allem so aufrecht begegne, geht es mir gleich viel besser. Dann ist da echte Begegnung, Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit. Ich sehe dem, was kommt, direkt in die Augen. Kein Opferdasein mit hängendem Kopf!

 


Der Stab hilft mir auch wieder, gut aus der Schlucht heraus zu kommen, die Füße nun endgültig verdreckt (wie geht der Spruch: „am Ende deines Tages sollten deine Füße schmutzig, dein Haar wild und deine Augen leuchtend sein“ oder so… nun gut, meine Haare sind immer… ungekämmt und machen was sie wollen). Oben an meinem Hängemattenplatz ist mir wieder gut warm. Also nichts wie ausziehen. Es ist so wundervoll, nackt in der Natur zu sein!

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Lasse mich in der Hängematte hin und her wiegen… wie wunderbar… der Wind streichelt mich… fühle mich geschützt wie in einem Kokon… alles grün um mich. So unendlich friedlich! Döse ein wenig in der sanften Brise. Schaue zu den Baumkronen. Lese. Trinke Wasser. Einfach nur sein. Aufrichtig gütig mit mir selbst sein. Mir das hier voll und ganz erlauben und gönnen. Die Gedanken ruhen und weiterziehen lassen. Innerlich aufgerichtet sein. Aufrichtig sein – dem innersten Gefühl, der eigenen Überzeugung Ausdruck geben – echt, ernsthaft, unverstellt, aus tiefstem Herzen kommend.

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Irgendwann werde ich hungrig – Zeit zur Rückkehr. Alles zusammenpacken und den Berg hinunterrutschen. Das Rad entsperren und nach Hause radeln. Mich leichter fühlen. Für die Familie etwas Leckeres kochen und gemeinsam essen.
Im Wald habe ich schon eine Skizze gemacht für die Göttin der Aufrichtigkeit – Ehrlichkeit, Herzlichkeit, Rechtschaffenheit, Wahrheitsliebe, Zuverlässigkeit, Offenheit, Loyalität. Auch – oder vor allem – dir selbst gegenüber!

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Das Schneckenhaus habe ich in der Schlucht gefunden, der kleine Kiefernzapfen ist mir in die Hängematte gefallen und der Stab kommt von einem Bach in Kärnten!

Ein Kommentar zu „Feierabend in der Hängematte oder die Göttin der Aufrichtigkeit

  1. Oh Elaria ❤ ❤ … als hättest Du dies alles für mich geschrieben ❤ ❤ Bin zutiefst berührt … ge-troffen … und habe ganz oft ähnliche bis gleiche Gedanken …. und die Themen der so entstanbdenen Göttin ❤ sind auch meine Themen … falls sie reisen darf … und zu mir kommen mag, würde ich mich von ganzem Herzen freuen … ❤ Ich danke Dir … für deine Göttinnen … Deine Worte … Dein Tun und Sein … Dankeee ❤ ❤ ❤

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