WildFrauenReise – Teil 1 – Anreise nach Schweden und Vätternleden

Der Sommerurlaub scheint zwar nun schon Ewigkeiten zurückzuliegen, aber gerade bei dem Schneematsch draußen erinnere ich mich doch gerne wieder an wärmere Tage in meinem Lieblingsland, auch wenn ich da durchaus mal gefroren habe…
Letztes Jahr Mitte August ging meine Solo-Reise also wieder los – ich liebe den Moment, wenn es endlich los geht… der Rucksack ist gepackt und geschultert, alles, was du wirklich brauchst, hast du dabei, du kannst alles hinter dir lassen, nimmst dir noch reife Physalis aus dem Garten mit, verabschiedest dich von allen und gehst einfach los zum Bus, steigst um in den Zug und zwei Tage später steigst du 2100km weiter nördlich wieder aus…

 


Mein Lieblingslied, das mich beim Wandern viel begleitete, war: „Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an – vertraue und gehe.“ Gerade das mit dem Vertrauen stellt sich immer wieder als sehr wichtig heraus, denn je mehr ich dem Weg vertraue, umso leichter und fließender geht alles. Sämtliche Verbindungen waren pünktlich und ich finde, für die Strecke von Klagenfurt bis Göteborg waren knapp 100€ auch nicht teuer, auch wenn ich lieber im Schlafwagen gelegen hätte statt auf einem Zweiersitz zusammengerollt…

 


Ich liebe Zugfahren… mich einfach nur sanft durch unser wunderschönes Land schaukeln lassen, einfach nichts tun müssen… stundenlang aus dem Fenster schauen… mal was essen, ne Zeitung lesen, dösen, was essen, aus dem Fenster schauen… langweilig wird’s erst, wenn es dunkel draußen ist und alle Leute ringsum die Ohrstöpsel drinnen haben…

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Wie jedes Jahr breche ich in Tränen aus, sobald wir den Öresund überquert haben und die Anzeigen im Zug auf Schwedisch erscheinen… Das nächste Mal heulen tu ich dann, wenn die schönen Seen und Wälder und roten Häuschen an mir vorbeiziehen… Diesmal fuhr ich ja erst an der Küste entlang, bevor es Richtung Vättern ins Landesinnere ging. Ich war in Schweden 😉

 


Mit steifen Gliedern stieg ich endlich in Karlsborg aus. Hatte mir offen gehalten, wie weit ich reise und wohin genau, damit ich flexibler bin bei Verspätungen und Schlechtwetter. Aber die Sonne schien, es war warm und ich war einfach nur geil auf Wandern und Natur und baden. In Karlsborg deckte ich mich mit Lebensmitteln ein und übernachtete am dortigen Campingplatz.

 


Meine Reise kommt mir immer viel länger vor als in der „normalen“ Zeit. Gefühlt bin ich gleich mal 3-4 Wochen weg, auch wenn es eigentlich nur 15 Tage sind, von denen ich 4 im Zug verbringe… Alles ist so viel intensiver! Jeder Tag scheint ein eigenes Universum zu sein an Erlebnissen und Erkenntnissen!
Der wundervollste Tag war der erste Wandertag… Wollte unbedingt zu einer schönen Bucht am Vättern, ein Bus würde erst wieder am nächsten Tag die 10km hin fahren… Beschloss, dass ich sonst auch einfach nur die Straßen latschen würde, es war einfach zu schönes Wetter… Da sah ich einen Mann aus der Rezeption des Campingplatzes kommen und mein Gefühl sagte mir, ihn zu fragen, wo er denn hinfahren würde. Keine 10 Minuten später war ich kurz vor der Bucht!!! Ich sprang in die Luft vor Freude so hoch es eben geht mit einem Rucksack voller Essen… Mein Gefühl war absolut richtig gewesen und ich war einfach nur im Flow 😉

 


Ich war nun am Vätternleden, ein netter Wanderweg in der Gegend, getroffen hab ich jedenfalls niemanden… Und die Bucht am Vättern (der kleinere der beiden großen Seen, das andere Ufer ist trotzdem nicht zu sehen) war wirklich atemberaubend – kristallklares Wasser, kleine Inseln, Felsen… der Wildfrauentraum halt. Bis auf die Tatsache vielleicht, dass just in dem Augenblick, als ich nackt im Wasser stand, ein schwedisches Militärboot ganz langsam vorbeifuhr… nun gut… wenn ich auch zu faul bin, den nassen Bikini herumzuschleppen…

 


Der Weg führte am Ufer entlang, durch wundervollen Kiefernwald, wie ich ihn sooo liebe… dieser Duft… ich könnte mich wälzen im Moos und Heidelbeerkraut… eine Bucht schöner als die andere… Nach ein paar Kilometern überquerte ich wieder die Straße, auf der ich hätte latschen müssen und kam zu einem wundervollen See mit 2 Schutzhütten, wo auch niemand war. Sehr schön!

 


Ich hielt mich natürlich an das strenge Feuerverbot, das auch das Kochen mit Gas oder Spiritus untersagte, da es hier wirklich sehr trocken war! Etliche Wochen waren Waldbrände in vielen Teilen Schwedens gewesen, seit Monaten hatte es nicht ordentlich geregnet… Selbst im Vättern fehlte gut ein halber Meter Wasser, an anderen Seen war das Ufer zum Teil meterweit ausgetrocknet. Manchmal war es deswegen nicht leicht, an Trinkwasser zu kommen, abkochen ging ich ja auch nicht… Bislang hatte ich immer das Wasser aus Seen und Flüssen getrunken und es gab schon immer wieder Seen, die tief genug waren. Aber verlassen konnte man sich halt diesmal nicht darauf. Hatte zusätzlich so Tabletten fürs Wasser dabei, die ich nur einmal brauchte zum Glück.

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Zum Abendessen gab es nun also kalten Couscous. Hatte vorher in Foren geschaut, was andere so mitnehmen, wenn Kocherverbot ist. Das tolle an Couscous ist, dass er leicht ist, viel ausgibt an Nährkraft und auch kalt gut quillt und echt gut schmeckt (ich machte ihn noch mit Butter, Tomatenmark und Kräutersalz an). Nach 2 Wochen fast nur Couscous reichte es mir dann aber auch damit…

 


Der See hier war einfach nur wundervoll… Ganz still war es manchmal, die Sonne schien, ich saß einfach nur am Ufer und schaute… Das ist einfach Frieden pur… So verbrachte ich den restlichen Nachmittag und Abend… irgendwann ging die Sonne unter und ich ins Zelt… in der Nacht wachte ich auf und über mir spannte sich die Milchstraße… das ist immer wieder das unglaublichste für mich… sich spiegelnde Sterne in einem See… am Ufer stehen und staunen… Das kann ich gar nicht in Worte fassen, wie schön das ist…

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Am nächsten Tag war meine Stimmung ganz anders… es regnete, alles war grau in grau… immerhin hatte ich es geschafft, alles in den Windschutz zu bringen, bevor es anfing… so war alles trocken! Fragte mich, warum mich Sonne so viel mehr motiviert als Regen… wie ich trotzdem in den guten Flow kommen kann, das Beste aus dem mache, was da ist… Ich meine, hallo, ich bin in Schweden!!!! Jetzt wird nicht gejammert!!! Wenn man dann erst mal losgegangen ist und eh nass ist, ist es egal, dann setzt man einfach einen Fuß vor den anderen. Der Wald war mal schön, dann nicht so schön mit Forststraßen und Kahlschlägen… Gegen Mittag war ich bei einem Campingplatz, wo es so lange trocken war, dass ich draußen meine Jause essen konnte an einem Tisch, ein leckeres süßes Teilchen hatte, Postkarten schreiben konnte…

 


Nun ging der Vätternleden in den Bergslagsleden über, von dem es sogar eine App gibt… Mir ist ne Karte trotzdem noch immer lieber… Powerbank mag ich nun wirklich nicht auch noch mitschleppen und es gibt genug Orte, wo man keinen Empfang hat hier… War recht unentschlossen, wohin ich nun gehen sollte… Zu viele Möglichkeiten verwirrten mich, rechts oder links, zu dem Platz oder zu einem anderen… Jetzt gleich in den Nationalpark oder lieber zu einem Windschutz? Ich machte mir selber voll den Stress… Ich finde es dann ja immer spannend – so ein Weg zeigt für mich immer gut an, wie es im Leben allgemein steht… mal bin ich gut im Flow, dann weniger… mal bin ich total unentschlossen, dann weiß ich wieder genau, was ich will… Mache meine Entscheidungen oft von außen abhängig – vom Wetter, von Busfahrplänen, vom Geld… Und nicht von dem, was ich möchte. Gerade im Urlaub sollte das doch möglich sein, fällt mir aber schwer, wie ich immer wieder feststellen durfte, als ich an Kreuzungen stand und nicht weiterwusste und meine innere Stimme schon von vielen lauten plappernden Gedanken gar nicht mehr durchkam…

 


Schließlich ging ich einfach weiter und weiter… bog einfach irgendwo ab, schaute auf die Karte und machte einfach… würde schon werden… nahm sonst einfach die Straße, die mir sympathischer erschien… So kam ich also zum Tiveden Nationalpark, aber darüber ein Andermal mehr…

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Seit längerem möchte ich ja mal einen Vortrag über meine WildfrauenReise halten – die letzten Jahre hatte ich immer eine Powerpoint-Präsentation für meine Freundinnen gemacht. Diesmal würde ich gern auch für ein größeres Publikum, aber ich stehe gerade wieder da, wo ich schon in Schweden stand… Ja, ich möchte das machen, aber vorher brauche ich noch den passenden Raum, jemanden, der mir in den Hintern tritt, einen Beamer, einen Termin, wenn möglichst nichts anderes ist, so dass auch alle können, die ich einlade, ein tolles Foto, einen Flyer… Ihr seht, ich stehe mal wieder mir selbst im Weg, aber wer weiß, wofür das gut ist und vielleicht klappt es ja doch noch mit einem Vortrag… ihr werdet es mitbekommen 😉

4 Kommentare zu „WildFrauenReise – Teil 1 – Anreise nach Schweden und Vätternleden

  1. Sehr schöner Block! Ich war noch nicht in Schweden, ist aber auf jeden Fall ein großer Wunsch das Land kennen zu lernen.
    Wegen deiner Vorträge, bei uns gibt es so genannte Boofe Abende in der Uni!
    Versuche doch da mal dein Glück.
    Ich freue mich auf weitere schöne Schweden Abenteuer von dir .

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