Wie viele Jahre braucht es, um an einem neuen Ort anzukommen? Letztes Jahr fühlte ich mich so langsam angekommen, und heuer fühlt es sich wieder etwas tiefer an, mehr verbunden mit dem Land und den Menschen, erste feine Wurzeln spüre ich, Kärnten rückt dagegen immer mehr in den Hintergrund, was auch an mangelnden Unterkunftsmöglichkeiten und zu langen Reisezeiten liegt. Aber ich vermisse Land und Freundinnen dort nach wie vor und gerade jetzt würde ich am liebsten in den nächsten Zug steigen und mit ihnen auf einem der freigegebenen Seen Eislaufen im Mondschein.
In den Sperrnächten hatte ich immer wieder mal ein wenig Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen, durch meine Fotos und Tagebücher zu schauen. Nach Perlen zu tauchen, die mir heuer begegnet sind auf der Reise durch den Jahreskreis. Apropos Jahreskreis – heuer ist seit längerem mal wieder ein Jahr gewesen, an dem ich alle Feste gefeiert habe und auch zu den Voll- und Neumonden habe ich zumindest kurz etwas gemacht. Und wenn es nur eine kurze Meditation ist, es verbindet mich immer wieder mit mir, dem Land, gibt mir Orientierung und ich schwinge mich ein auf die jeweilige Zeitqualität.

Angefangen hat das Jahr 2024 alles andere als gut – krasses Bauchweh, das mehrmals hintereinander auftrat und schließlich mit der Diagnose Blinddarmentzündung im Linzer Krankenhaus endete, wo ich nach der OP noch fast eine Woche drin war. Das Ganze fühlte sich wie ein Neustart an, ganz langsam kam alles wieder in Schwung und ich war froh, dass ich mich bei meiner Familie erholen konnte und nicht einsam in Bayern herumsaß. Auch wie letztes Jahr schon plagten mich diverse Zyklusveränderungen mit immer wieder schlaflosen Nächten, nach denen ich so dermaßen verpeilt bin, dass ich auch eben mal zwei Mal vorm Supermarkt stehe innerhalb einer halben Stunde und gleich beide Male die Geldtasche vergessen habe. Im Sommer konnte ich immerhin etwas besser schlafen, ab Herbst wurde es dann wieder schlimmer. Viel habe ich probiert, was ich tun könnte, aber es kommt dennoch immer wieder vor.

Imbolc war dann so etwas wie der eigentliche Beginn des Jahres für mich. Mehr Licht und wieder mehr Lust draußen zu sein. Ein Ritual im Wald für mich für das Erwachen der Natur nach dem Winterschlaf. Das Licht in mir feiern. Machte auch immer wieder neue Dinge, besuchte neue Orte, lernte neue Menschen kennen. Ich mache ja ab und an gerne 100 Tage Projekte, denn wenn du etwas über so viele Tage machst, dann bringt das wirklich Veränderung und bleibt auch länger als Teil von einem. Ich machte also mehrere Monate lang täglich etwas Neues, das konnte etwas ganz Kleines sein wie ein neuer Gedanke oder etwas Großes wie ein Tag ganz woanders. Freue mich nach wie vor, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Hilft auch, flexibel zu bleiben bei all den Herausforderungen, sei es nun die Deutsche Bahn, die gern mal Mucken macht oder wie man kreativ mit allen möglichen Problemen umgeben kann. So trampte ich heuer das erste Mal in meinem Leben so richtig mit Schild und Daumen raus, nachdem mal wieder mehrere Züge ausfielen, und ich schaffte es tatsächlich früher daheim zu sein, als wenn ich auf den übernächsten Zug gewartet hätte. Und ein paar nette Leute habe ich auch noch kennengelernt, die wegen der ständigen Zugverspätungen und Ausfälle von vornherein mit dem Auto fahren.

Rund um Ostara/Frühlingstagundnachtgleiche besuchten mich mal meine Eltern in Niederbayern, das war schön, ihnen einmal alles zeigen zu können. Und in den Osterferien konnte ich mit den Kindern nach Kärnten fahren, liebe Freundinnen und viele Lieblingsplätze besuchen.
Zu Beltane ist ja am schönsten, einfach den ganzen Tag draußen zu sein, an Blüten zu schnuppern und die aufblühende Welt zu bestaunen. Gönnte mir auch immer mal wieder ganze Wildfrauentage, wo ich nach Regensburg zum Tanzen radelte oder mit dem Zug nach Schwandorf fuhr, um dort an der Naab spazieren zu gehen. Das tut jedes Mal so gut! Nur schade, dass ich keine Zeit und Muse mehr hab, darüber auch Blogartikel zu schreiben, aber alles geht halt nicht. Im April das absolute Highlight für meine Tochter war sicherlich ihr Besuch an der Hofburg in Wien, wo sie den Bundespräsidenten traf und ich auch live überall mit dabei sein durfte. Schon sehr spannend, wo einen die Kinder hinbringen, das hätte ich jedenfalls nie gedacht, dass ich mal Alexander van der Bellen die Hand schüttel, nachdem meine Tochter beim Girlsday einen Staatbesuch mit Pressekonferenz und allem drum und dran erleben durfte.

Nach wie vor bin ich so gut wie jeden Tag draußen. Im Mai geht dann auch schon Hängematte, sei es im Wald oder im Garten (wenn nicht gerade super laute Nachbarn nerven). Eines Abends kam ich von einer Abendrunde zurück, als ich im Norden einen rötlichen Schein sah – da waren doch tatsächlich Nordlichter!!! Wow!!! Ab und an ging ich auch auf Fototour, folgte einer Biene über eine Wiese oder radelte zu einer Quelle und bewunderte schöne Pflanzen. Wunderbar ist auch, dass ich in Regensburg mittlerweile gut Anschluss gefunden hab an eine Tanz-Community, daneben gibt es auch immer wieder Singkreise oder auch mal private Gartenpartys. Dafür bin ich so dankbar! Und auch bei uns im Dorf (wobei es ja eigentlich eine Stadt ist… nicht, dass ich hier wen beleidige) lernte ich noch liebe Menschen kennen, mit denen ich was unternehmen kann. Natürlich macht es sich bemerkbar, dass ich alle zwei Wochen und meist in den Ferien weg bin, aber es funktioniert ganz gut. Ich weiß, dass ich mit der Zeit gute Verbindungen knüpfen kann. Hatte ich schon mehrmals im Leben. Schon erstaunlich, dass das bei mir räumlich immer so weit auseinanderliegt. Danke jedenfalls an all die schönen gemeinsamen Unternehmungen und zeigen von neuen Orten.

Der Sommer brauchte heuer, ehe er in Schwung kam, davor gab es jede Menge Regen und Hochwasser an der Donau. Zur Sommersonnenwende durfte ich wieder in Schweden sein, juhu, wer hätte das gedacht, mein Highlight des Jahres. Der Schwedischkurs hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, war doch noch mal eine andere Verbindung da, wenn man die Landessprache besser versteht und auch sprechen kann. Motiviert genug zum Lernen bin ich jedenfalls, auch wenn ich oft beim Kurs sehr müde bin. Und meine Kinder sind mega genervt, wenn das Navi auf schwedisch spricht – aber man lernt schneller, wenn das Handy schwedisch eingestellt ist. Hab es sogar geschafft, zu unbekannten Orten zu navigieren, Updates zu installieren und auch ein Auto damit aufzumachen. Und Leute zum Lachen bringen, wenn man ihnen das Taschenlampensymbol zeigt, auf dem „ficklampa“ steht.

Nach Schweden war ich leider im Schweden-Blues, der mich sehr runterzog. Da oben ist es halt einfach zu schön und ich endlich einmal frei. Zum Glück waren dann bald schon Ferien in Österreich, so dass ich mit den Kindern nach Kärnten fahren konnte. Durften bei einer lieben Freundin wohnen und ich konnte wieder Freundinnen- und Kärntenkraft tanken, denn was tue ich im Sommer am liebsten? Genau, baden und das geht da im Süden einfach am besten. Aber auch in Bayern bin ich noch fündig geworden, nachdem ich echt jeden ausgefragt hab, wo es Bademöglichkeiten gibt und siehe da, der eine oder andere Weiher ist doch noch aufgetaucht. Am liebsten mit FKK-Platz. Und ich radl auch mal eben 72km an einem Tag für ein paar Stunden nackt sein am und im See.

Rund um Lammas, dem Schnitterinnenfest schaffte ich es auch, bei einer meist 6 Tage Woche mir einen ganzen freien Tag ohne Termine oder Haushaltsgedöns freizuschaufeln. Einfach weil ich es brauche. Und da hab mich auf Schnecki (so heißt mein Fahrrad) geschwungen und wir sind zum Baden gefahren, entweder einfach an die Donau, aber auch weiter weg oder ich habe entdeckt, dass es um nur 1€ unter der Woche möglich ist, das Radl mit in den Zug zu nehmen und so zu einem See oder Fluss zu kommen. Und da arbeite ich gerne am Wochenende, denn dann habe ich unter der Woche an den Seen meine Ruhe. So bin ich im Lauf des Jahres auf 21 verschiedene Gewässer gekommen, in denen ich baden konnte. Wow!
Die Perseiden-Hauptnacht war heuer von Sonntag auf Montag, somit war es nachts ruhiger als am Wochenende und ich konnte einfach mal im Garten schlafen, das war großartig! Einschlafen, aufwachen, Sternschnuppen schauen, einschlafen, aufwachen, Sternschnuppen schauen die ganze Nacht.
Was mich auch sehr verwurzelt hat, war das immer noch tiefer eintauchen in die Plätze in der Umgebung und das Baden in der Donau. Flussschwimmen ist noch immer etwas Neues für mich, aber mit Einheimischen, die jeden Strudel und Felsen kennen, habe ich mich das getraut. Und es ist einfach nur wundervoll, die Kraft des Wassers zu spüren und sich einfach treiben zu lassen. Und ich habe ich es geschafft, den Fluss zu durchqueren. Großen Respekt habe ich nach wie vor und ich hör da immer auf meine Intuition.
Wunderbar war auch noch ein Roadtrip mit den Kindern nach Tschechien, wir machten zwei Tage lang Prag unsicher und erlebten noch wunderschönes Schwimmen am Moldaustausee.
Gefühlt war der Sommer viel zu kurz gewesen und gegen Ende nutzte ich jeden Sonnenstrahl und jede Bademöglichkeit aus, denn viel zu schnell wurde es kalt und dunkel. Ja, nach der Sauna und auch mal so gehe ich schon noch in Gewässer, aber es ist natürlich nicht dasselbe. So bin ich noch bis Mitte September überall gewesen, ehe es dann wieder mehr Zeit wurde für Wandern oder Radfahren. Zur Herbsttagundnachtgleiche machte ich wieder das Ritual mit der Doppelspirale im Garten am Lagerfeuer.
Wie schon im Jahr zuvor habe ich Richtung Oktober einen richtigen Fluchtdrang… das Gefühl ich muss dringend raus und weg, nur fragt sich dann immer wohin, Auf zu weit weg habe ich für eine kürzere Auszeit keine Lust, im Zug sitz ich schon so genug. Das Meer ist sowieso viel zu weit weg. Zum Glück durfte ich für ein Wochenende in eine kleine Hütte hier in der Nähe, das war wunderbar, versteckt im Wald für mich allein, mit Ofen und einer Quelle in der Nähe. Immer wieder zog es mich zu Quellen, wohl auch als Sinnbild für meine innere Quelle, mit der ich im Alltag immer wieder die Verbindung verliere. Also besuchte ich Quellen in der Umgebung, allein das Geräusch von sprudelndem Wasser beruhigte mich schon.

Beruflich war ich mal auf einer Tagung in meiner alten Heimat Berchtesgadener Land – das war lustig, mal diese zwei Welten zu verbinden und eine Sparkasse zu besuchen, bei der ich als Teenager mit der Schule gewesen war. Nach der Tagung bekam ich eine ordentliche Erkältung und die Herbstferien verbrachte ich daher eher im Bett als bei Besuchen. Wäre am liebsten nach Kärnten gefahren, aber es sollte wohl nicht sein, denn unsere sonstigen Unterkünfte bei Freunden waren alle nicht verfügbar, auch meine geliebte Alm nicht und dann war ich eh krank geworden.
Je kälter es wurde, umso müder wurde ich. Irgendwie bin ich mit jedem Jahr müder in der kalten Jahreszeit. Da würde ich am liebsten weit weniger arbeiten und noch mehr schlafen und noch weniger tun, Höhlenzeit und Winterruhe eben. Ab und an konnte ich mit Freunden in die Sauna und danach in den kalten Fluss. Sogar Eisbaden war ich ab und an. Eine Woche lang hatte ich mal ein Auto zur Verfügung, weil ich noch so viel Zeug an diversen Orten verstreut habe und das geholt habe. Weiß nicht, was stressiger ist – Zug oder Auto fahren. Wenn sie pünktlich sind, dann find ich Bahn fahren durchaus angenehmer. Es gibt immer noch genügend Plätze in der neuen Umgebung, die ich nicht kenne oder solche, die ohne Auto einfach nicht erreichbar sind. So besuchte ich mal Freunde, die sonst immer mich besuchen und an einem Tag erfüllte ich mir auch den Wunsch nach einem Wildfrauentag am Brombachsee – nahm mir Kocher und Essen mit und verbrachte einen Tag nebelfrei – an der Donau sehr schwierig.
Die Wintersonnenwende feierte ich mit lieben Menschen in Bayern mit Feuer im Garten, Ritual und endlich, nach langen Jahren, packte ich mal wieder mein Feuerspielzeug aus, das tat so gut und ich fühlte mich in meiner Kraft.
Leider währte das nicht lange, denn das Jahr endete, wie es begonnen hatte – im Krankenhaus. Diesmal mit einer so massiven Migräneattacke mit Übelkeit, dass ich nach einem Ausflug mit meiner Tochter (das Foto unten ist von ihr) nicht mehr weiter Auto fahren konnte. So waren die restlichen Raunächte eher im Bett mit Stirnkühlung angesagt. Am Neujahrstag fühlte ich mich zum Glück aber wieder gut, von dem her wird das ein wunderbares Jahr 2025.
