Einmal im Jahr zieht es mich noch immer auf die Alm… die vertraute Hütte, der Ausblick auf die Koralpe, der Nebel im Tal in Unterkärnten und ich an der Grenze dazwischen – mal über dem Nebel, mal mittendrin oder unter den Wolken. Auszeit mit mir selbst. Auch letztes Jahr war ich wieder dort und während ich das hier schreibe, sitze ich im Zug Richtung Salzburg, um zunächst Urlaub mit den Kindern in ihrem Heimatdorf zu machen und später noch ein paar Tage allein auf der Alm zu verbringen.
Um Freundinnen besuchen zu können, kann ich mir das Auto meiner Eltern leihen. Es tut auch mal gut eine Pause vom Zugfahren zu haben, nachdem die in letzter Zeit nie pünktlich waren (bin gespannt auf heute…). Es ist noch immer ein Gefühl der Trauer in mir, sobald ich Kärnten erreiche und vertraute Plätze besuche, sei es der Wörthersee im Regen, das Sattnitzbergmassiv im Nebel oder der Blick ins Rosental oder die runden Steine am Lieblingsbach… Freundinnen umarmen, mit denen ich manchmal telefoniere, schreibe oder Sprachnachrichten austausche. Auch nach zwei Jahren in Bayern fühle ich mich dort nicht heimisch, auch wenn es schon bei weitem besser geworden ist, ich immer mehr schöne Plätze entdecke und liebe Menschen in der nahen Umgebung kennengelernt habe.
Es tut noch immer gut, die vertrauten Routen zu fahren, zu schauen, was alles gleichgeblieben und was sich verändert hat. Finde es auch immer spannend, was sich in mir verändert hat, seit ich das letzte Mal da war.

Letztes Jahr war es bereits dunkel, als ich hoch auf den Berg fuhr. Trotz dichtem Nebel fand ich den Weg auf Anhieb und kam kurz vor dem Dorf aus dem Nebel hinaus – als ich bei der Hütte ankam, ging gerade die Mondin auf und über mir die Sterne leuchteten auf das Nebelmeer im Tal. Was für eine Begrüßung!

Meine geliebte Routine aus auspacken, Holz hacken, Ofen einheizen, Kerzen entzünden und etwas essen. Und natürlich der Tanz unter Sternen und Mondin vor der Hütte darf nicht fehlen, da freu ich mich jedes Mal sehr darauf bei dem Ausblick zu hüpfen und mich zu wiegen und zu drehen zu meinen derzeitigen Lieblingsliedern.
Nach einer geruhsamen Nacht erwartete mich der wunderschöne Ausblick von der Terrasse, auf der ich meinen Morgenkaffee genieße, ehe ich im Wald verschwinde.

Mondlichtzauber
Nebelmorgen
Traumland
vom Nebel verborgen
schwebend in Mondzeitwellen
meine Mitte weit und offen
verbunden
Ahninnenflüstern
Aus der Dunkelheit Licht gebären
aus dem Funken die Flamme werden lassen
mit meiner Kraft der Wandlung
Traumzeit
mit mir träumen
Erlebnissen nachspüren
mit der Mondfrau am Berg
ihren Weisheiten lauschen

Tief in den Wald eintauchen und im Nebelzauber über grünes Moos wandern. Mich wohl fühlen in der kühlen Luft, der Sonne hinterher laufen durch lichten Wald, ihre Strahlen locken mich den Berg hinauf, bis ich sie finde. Den ganzen Tag nur mit mir sein, gut für mich sorgen, in meinem Fluss sein, mir lauschen und an der Nebelgrenze unterwegs sein.
Nebeltanz
Tanz mit dem Leben
wie mit dem Nebel
an der Grenze zwischen hell und dunkel
sichtbar und verborgen, auf und ab
beobachte das Fließen und Strömen der Luft
loslassen
mal erhaben über dem Nebelmeer in Weite blickend
mal mittendrin im tiefsten Grau
dazwischen im Übergang
stetige Veränderung, mitgehen ohne Widerstand
geschehen lassen
dem Fluss vertrauend

Am Morgen zum schönsten Sonnenaufgang erwachen. Dachte mir, dass es doch dann einfach nur ein guter Tag werden könnte. War es an sich auch, nur kam meine geplante Geburtstagsfeier komplett durcheinander und ich musste alles neu planen, was mich unruhig machte ich und ich wieder einmal mehr merkte, wie schnell ich in einen Stressmodus hineinkomme. Den ganzen Tag war ich unruhig, schrieb hin und her, organisierte um. Schaute auf meine Bedürfnisse und mein Bestreben, alles unter einen Hut zu bekommen, eine gute Lösung für alle zu finden. Spazierte zu verschiedenen Plätzen und kam erst zur Ruhe, als mehrere Kolkraben über mir im Wind kreisten, ich ihrem Flügelrauschen und ihren kehligen Rufen lauschte. Erst als es mir zu kalt wird, mache ich mich auf den Rückweg zur Hütte und sinniere darüber, was im letzten Lebensjahrzehnt so alles war – 10 Jahre sind eine lange Zeit und was da alles geschehen ist, die Kinder sind größer geworden, ich hatte die unterschiedlichsten Jobs und jede Menge innere Wandelprozesse! Für mich war es ein Ruf, die Nacht auf meinen 40. Geburtstag mit mir selbst zu feiern und erst dann mit Freundinnen und Familie.

Machte vor der Hütte im Licht der Sterne ein Ahn*innenfeuer, lud sie ein zu mir, spürte die Fäden zu ihnen, wie sie hinter mir stehen. Tanzte wild zur aufgehenden Mondin im taufeuchten Gras. Später lag ich auf dem Sofa und träumte mit der Mondin. Fühlte mich ihr sehr nahe – es war kurz nach Vollmond, wie passend, denn so fühle ich mich gerade auf meiner Lebensreise. Meine Vollmondinzeit ist vorbei, jetzt dürfen meine Früchte reifen und alles würde gut werden!

Auch am nächsten Morgen weckte mich ein magisch schöner Sonnenaufgang mit spektakulären Farben! Saß so lange auf der Terrasse und staunte, bis es Zeit war zu packen, die Hütte sauber zu machen, ins Tal zu fahren und meine lieben Freundinnen zu treffen, was auch so wunderschön und nährend war, anders als geplant, aber so war es eben und wir hatten das Beste daraus gemacht! Es war ein wunderbarer Flow-Tag und ich bin von Herzen dankbar für diese wunderschöne Zeit, die mir immer noch präsent ist.
Nun bin ich aber gespannt, wie die jetzige Reise wird. Irgendwann berichte ich vielleicht davon…