Letztes Jahr in Schweden…

Während ich schon mit den Vorbereitungen für meinen nächsten Schweden-Urlaub in knapp drei Wochen beschäftigt bin, kamen mir immer wieder Bilder von meiner letzten Reise… Es war wie jedesmal eine sehr intensive und lehrreiche Zeit voller Erkenntnisse und tiefer Naturerfahrungen. Wer Stille, Weite, Einsamkeit und Gegenden ohne Handyempfang sucht, ist jedenfalls im Gebiet des Rogen-Sees an der norwegischen Grenze genau richtig! 10 Jahre zuvor war ich schon einmal dort gewesen auf dem südlichen Teil des Kungsledens, wo ich alleine 170km von Storlien bis Grövelsjön gewandert war. Der See begegnete mir immer wieder in Träumen und schamanischen Reise, so dass ich beschloss, ihn wieder zu besuchen und es war wie ein Heimkommen! Das war die lange, mehrtägige Anreise mit Bahn und  Bus durchaus wert, die ja auch ein wichtiger Teil ist, nicht zuletzt um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie weit es wirklich ist so hoch in den Norden (von Kärnten aus ca. 2700km).

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Das erste, was ich machte, nachdem ich in meinem geliebten Wald angekommen war: ich warf den Rucksack ab und legte mich auf die Erde, war einfach nur dankbar, die Tränen rollten nur so, ich konnte nicht aufhören zu grinsen. Es war wie im Traum! Das Wetter der absolute Wahnsinn, die Stille einfach nur majestätisch ergreifend, die Weite öffnete mein Herz und meine Seele.

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Am Ufer des Rogen angekommen, saß ich einfach nur da und konnte es kaum fassen! Die Wellen, die Stimmung, einfach wundervoll!

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Bei einer der Hütten dort (kleine Selbstversorgerhütten, z.T. mit Hüttenwirt und Sauna) konnte man Kanus ausleihen. Ich hatte ja extra dafür Unterricht genommen, damit ich dann allein auch zurecht kam, auch wenn man den warmen Wörthersee nun nicht wirklich mit diesem riesigen kalten See in der Einsamkeit vergleichen konnte. Am Rückweg kam ich mir im aufziehenden Wind und Wolken wie eine winzige Nussschale im Meer vor, die ich ja in Wirklichkeit auch war. Das brachte mich schon sehr an meine Grenzen, aber ich schaffte es, zurück zu finden, die nächsten Tage brauchte ich allerdings Ruhe und Nichtstun, das Erlebte verarbeiten…

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Der See sah in jeder Minute anders aus und ich saß sehr lange einfach nur da und schaute hinaus, wie die Wolken über das Wasser trieben…

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Ich schlenderte ein wenig in der Gegend herum und umarmte die uralten Krummkiefern, die unter Naturschutz stehen. Sie dürfen alt werden und einfach umfallen ohne vorher gefällt zu werden.  Die Stimmung des Landes ist an sich sehr alt und ehrwürdig, sie ist seit der Steinzeit besiedelt und man fand etliche Felszeichnungen!

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Nach ein paar Tagen wanderte ich weiter, hier sah man das Gebiet von oben. Irgendwie schön, den gleichen Weg nach 10 Jahren wieder zu gehen, all das sehen, was in der Zwischenzeit passiert war!

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Den Birkenwald liebe ich auch sehr 😉

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Immer wieder werde ich gefragt, ob ich mich nicht einsam fühlen würde so allein unterwegs. Aber einsam hatte ich mich nie gefühlt – alles, was ich brauchte, war da. Die Bäume und Blumen, die Felsen und Berge, das Wasser, die Tiere, die Sonne, die gute Luft, mein Rucksack mit Zelt, Schlafsack und Essen… Manchmal begegnete man ja durchaus Menschen, mit denen man sich unterhalten konnte. Ich halte es an sich sehr gut aus mit mir selbst, ich brauche es um zu mir zu finden, alles zu verarbeiten, neue Ideen zu finden, Kraft zu tanken.

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Mit der Angst sieht es wenig anders aus – ja ich hab manchmal Angst so ganz allein in der Weite des Fjäll bei heraufziehendem Unwetter, aber es ist auch die perfekte Gelegenheit zu lernen, damit umzugehen. Den Moment wahrzunehmen, die Dankbarkeit zu spüren, wenn man wieder festen Boden unter den Füßen hat, die Gedanken zur Ruhe kommen, die Wolken abziehen und der Sonne Platz machen.

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Und irgendwann kommt dann die Zeit für die Rückkehr in den Alltag, der Rucksack ist so viel leichter, das Herz so voller Wärme. Vom Norden geht es wieder 2-3 Tage nach Süden, das Gelernte wirkt nach…

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Du hast auch Lust bekommen auf so eine Reise? Hier ein paar Eckpunkte:

In Schweden gilt das Jedermanns-Recht, d.h. jeder darf eine Nacht an einem Platz in der Natur übernachten, die nicht bewohnt und umzäunt ist, außerhalb der Sichtweite von Häusern. In Nationalparks gibt es spezielle Zeltplätze, manchmal auch mit offenen Holzhütten, Feuerstellen und Kompost-Toiletten. Es gibt tausende Kilometer Wanderwege, einige berühmte wie den Kungsleden, Bohusleden, Sörmlandsleden, HögaKusten Leden… dazu viele bewirtschaftete Hütten, so dass für jedes Wander- und Outdoor-Herz etwas dabei ist!

Mit Öffis kommt man in Schweden finde ich recht gut voran und nahezu überall hin, auch wenn manchmal nur ein Bus am Tag fährt. Trampen ist eher mühsam, es ist leichter die Leute am Parkplatz anzusprechen oder ich hab mich einfach mal frech in den Weg gestellt, weil ich keine Lust mehr hatte, noch 12 km auf einer Schotterstraße zu gehen 😉

Ausrüstung: je leichter desto angenehmer… manchmal wog mein Rucksack 20kg, viel zu schwer und dann macht es auch keinen Spaß mehr… Mittlerweile gibt es eh gute leichte Ausrüstung, Ein-Personen-Zelte und Schlafsäcke aus recyceltem Material. Ich bin mit Gaskocher unterwegs und kaufe mir vorher Karten um Einkaufsmöglichkeiten zu checken, damit ich nicht zu viel herumschleppen muss. Wasser ist in den meisten Gebieten vorhanden und trinkbar.

Als Frau alleine unterwegs zu sein, ruft zwar manchmal immer noch Verwunderung hervor, aber ich habe mich immer sicher gefühlt, die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit!

Wenn du weitere Fragen hast, schreib mir gerne an Stefanie.Mertl@gmx.net 😉 ich freu mich!

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